Bremsflüssigkeit – Lebensretter in gefährlichen Situationen

Das belgische Sprichwort „Die Eitelkeit hat das Gaspedal erfunden, die Klugheit die Bremse“ bringt es sehr gut auf den Punkt: Vorausschauendes Fahren unter Verwendung des Bremspedals hat so manchem Autofahrer das Leben gerettet. Die Zahlen allein sprechen für sich. Pro einer Milliarde gefahrener Autobahnkilometer liegt die Schweiz im Ranking der europäischen Länder bei der Anzahl der Verkehrstoten im unteren Drittel. Damit deine Bremsen jedoch richtig funktionieren, benötigst dein Auto Bremsflüssigkeit. Aber was ist das und wie funktioniert sie? Die Antworten gibt es hier.

Wie ist das Bremssystem aufgebaut?

Die Funktion der Bremse besteht darin, dass Fahrzeug bei jeder Situation und Geschwindigkeit kontrolliert zu verlangsamen oder im Stillstand zu halten. Neben dem Antiblockiersystem (ABS) und der Antischlupfregelung (ASR), die als aktive Sicherheitssysteme zusätzlich stabilisieren, steht das Bremssystem dem Fahrzeug mit Betriebsbremse und Feststellbremse zur Verfügung. Die Bremsvorrichtung unterliegt internationalen Normen und Vorschriften.

Die Bremsanlage besteht aus vier Baugruppen mit jeweils unterschiedlichem Aufbau und eigener Funktion. Zusammenfassend sind dies:

  1. Betätigungseinrichtung
  2. Übertragungseinrichtung
  3. Radbremsen
  4. Elektronische Fahrsicherheitssysteme

Was ist der jeweilige Aufbau und die Funktion jeder Baugruppe?

Die Betätigungseinrichtung in Form des Bremspedals löst und regelt den Bremsvorgang über den Bremskraftverstärker. Im Hauptzylinder wird die Bremsbetätigung in hydraulischen Druck umgewandelt, der über die Bremsleitungen und Bremsschläuche an die Radbremsen weitergeleitet wird. Die für den eigentlichen Bremsvorgang verantwortlichen Radbremsen übertragen wiederum den hydraulischen Druck an die Bremsbeläge, welche den Kontakt zu den Bremsscheiben bilden. Das Fahrzeug wird daraufhin durch den Anpressdruck gebremst. Die elektronischen Fahrsysteme unterstützen den Fahrer während des Bremsvorganges durch eine zusätzliche Stabilisierung des Fahrzeugs.

Welche Eigenschaften besitzt die Bremsflüssigkeit beim Bremsen?

Die Bremsflüssigkeit ist eine hydraulische Flüssigkeit auf Polyglykol-Basis. Diese Polyglykolverbindungen sind hochviskos und besitzen gegenüber dem in älteren Fahrzeugmodellen verwendeten Mineralöl andere Eigenschaften und eine höhere Viskosität. Die vom United States Department of Transportation – kurz DOT – eingeführte Standardisierung von Bremsflüssigkeiten auf Glykolbasis bemisst deren Minimalanforderung hinsichtlich:

  • Siedetemperatur
  • Nasssiedetemperatur
  • Viskosität bei 100 Grad
  • Kälteviskosität bei -40 Grad

Welche Mindestwerte gibt es beim DOT System?

Die Mindestanforderungen und Kategorisierung des DOT Systems richten sich nach den physikalischen Eigenschaften der Bremsflüssigkeit, also nach dessen Siedetemperatur und Viskosität in Quadratmillimeter pro Sekunde (mm2/s) bei kalten und warmen Temperaturen. Dies stellt sich folgendermassen dar:

  • DOT 3: Siedetemperatur ≥ 205 Grad, Nasssiedetemperatur ≥ 140 Grad, Viskosität ≥ 1,5 mm2/s und Kälteviskosität ≥ 1500 mm2/s
  • DOT 4: Siedetemperatur ≥ 230 Grad, Nasssiedetemperatur ≥ 155 Grad, Viskosität ≥ 1,5 mm2/s und Kälteviskosität ≥ 1800 mm2/s
  • DOT 4 LV: Siedetemperatur ≥ 250 Grad, Nasssiedetemperatur ≥ 165 Grad, Viskosität ≥ 1,5 mm2/s und Kälteviskosität ≥ 750 mm2/s
  • DOT 5: Siedetemperatur ≥ 260 Grad, Nasssiedetemperatur ≥ 180 Grad, Viskosität ≥ 1,5 mm2/s und Kälteviskosität ≥ 900 mm2/s

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Bremsflüssigkeitsgüte mit steigendem Mindestwert zunimmt. Sowohl der Siedepunkt der hydraulischen Flüssigkeit als auch der Nasssiedepunkt steigen, wohingegen die Kälteviskosität teilweise schwankt und sinkt.

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Warum zieht die Bremsflüssigkeit Wasser?

Die Eigenschaft der Bremsflüssigkeiten, aus der Umgebungsluft Feuchtigkeit aufzunehmen, wird Hygroskopie genannt. Dieses hygroskopische Verhalten stellt sicher, dass Wasser in gelöster Form in der Flüssigkeit vorkommt. Dies vermeidet nicht nur die Korrosion innerhalb des Bremssystems, sondern ebenso dessen Komplettausfall durch verdampfende Wassertropfen, die als Dampfblasen komprimiert werden können. Des Weiteren wird Eisbildung vermieden, welche zum Verstopfen oder zum Platzen der Leitungssysteme führen könnte.

Wie oft sollte ich die Bremsflüssigkeit wechseln lassen und welches ist der günstigste Service?

Im Zuge der von den Fahrzeugherstellern fest vorgegebenen Inspektionsintervalle muss jedes Fahrzeug in einem bestimmten zeitlichen oder gefahrenen Intervall nach Kilometerstand zum Service in die Werkstatt. Fährst du wenig, musst du dementsprechend oftmals nur einmal jährlich in die Werkstatt, wohingegen du als Vielfahrer diesen Service des Öfteren nutzen solltest. Im Umfang der regelmässig stattfindenden jährlichen Inspektion sollte die Werkstatt auch die Bremsflüssigkeit wechseln. Im Schnitt kostet der Liter Bremsflüssigkeit 10 Euro, wohingegen das Wechseln der Bremsflüssigkeit inklusive deren Entsorgung zwischen 40 und 60 Euro kostet. Diese Preise können je nach Anbieter stark variieren. Die günstigsten Anbieter kosten unter 40 Euro und finden sich im Internet (alle Preise: Stand 2020).

Welche Bremsflüssigkeit braucht mein Auto?

Die Bremsflüssigkeit regelmässig wechseln zu lassen, kann Leben retten. Nicht jede Bremsflüssigkeit ist aber für jedes Fahrzeug geeignet. Die Spezifikation der Flüssigkeit muss dem Eintrag in den Fahrzeugpapieren entsprechen und wird zumeist über den Nasssiedepunkt definiert. Dies gilt ebenso für das Motorrad, deren Halter sich strikt danach halten sollten. Fasst die Bremsanlage vom Motorrad nicht mehr als einen Liter, so kannst beim Auto hingegen mit einer Menge von einem halben Liter pro Rad rechnen. Nahezu alle Fahrzeugmodelle, vor allem jene mit ABS, benötigen Produkte der Kategorie DOT 4 Plus oder DOT 4 Super und aufwärts.

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