"Mit übersehenen Fahrverbot keine bestandene Prüfung"

Also, erst mal zu mir: ich bin schon ein Paar Jahre älter und muss sagen, dass es mir generell nicht leichtgefallen, mit Ende 30 anzufangen, Auto zu fahren. Nicht zuletzt, weil ich eine Kaderstelle habe mit sehr viel Stress und Druck und es war generell etwas schwierig, mit Fahrlehrer eine für die beiden Seiten akzeptable Zeit zu vereinbaren. Deshalb sind manchmal bis 4 Wochen verstrichen, bis ich wieder fahren konnte. Dann habe ich noch den Fahrlehrer gewechselt, deshalb zur praktischen Prüfung kam es kurz vor dem Ablauf meines Lehrfahrausweises. Dies hat mich noch zusätzlich unter Druck gesetzt.

Meine letzten Fahrstunden verliefen nicht 100% ideal, jedoch gut- so mein Fahrlehrer. Am Prüfungstag haben wir uns mit meinem Lehrer getroffen, damit ich mich etwas "aufwärmen" und noch einige Sachen vor der Prüfung ausprobieren konnte. Alles lief gut und mein Fahrlehrer mir sagte, dass er ein gutes Gefühl habe und mit mir gerne an die Prüfung gehe.

Vielleicht noch eine Bemerkung: mein erster Fahrlehrer hat mir mehrmals empfohlen, dass ich mich für die praktische Prüfung lieber in Zürich anschreiben sollte, weil die Experten in Aargau nicht so ausländerfreundlich seien. Aber ich glaube es kaum, dass es bei mir eine entscheidende Rolle gespielt hat.

Also zur Prüfung: klar, war ich nervös. Als sich mein Experte aufgekreuzt hat und sich, ohne mich anzuschauen, leise vorgestellt hat, war meine Nervosität noch gestiegen. Seinen Namen habe ich akustisch nicht verstanden und habe mich nicht getraut, ihn nochmals danach zu fragen, weil er schon davon gelaufen war. Sein Nachname war so ähnlich wie Hähni oder Häner.

Im Auto sagte er mir nur, dass ich nur seine Anweisungen befolgen muss und fragte mich, ob er mit mir lieber Dialekt oder Hochdeutsch sprechen soll. Darauf habe ich geantwortet "Was Ihnen lieber ist" und das war das ganze Gespräch. Seine letzte Frage war eigentlich fast überflüssig: denn er hat während der Fahrt so gut wie kein einziges Wort gesagt. Auf meine Fragen wie z.B. "was sollte ich weiter tun?" reagierte er etwas schroff: "Das müssen Sie selber wissen!". Dadurch bin ich noch nervöser und unsicherer geworden.

Zum Ablauf: erst sind wir vom Verkehrsamt nach links Richtung Würenlos, dann durch Würenlos über eine Landstrasse Richtung Spreitenbach, wo ich links Richtung Dietikon einspuren musste. Dann sind wir durch Dietikon gefahren. Dort ging es Richtung Dietikon Silbern, wo ich noch nie in meinem Leben durchgefahren war: unterwegs noch 2 Fahrverbote und wir sind in einer 30 Zone. Ich musste vorwärts und seitwärts parkieren. Seine Kritik: "Beim seitwärts parkieren nicht vergessen, mehrmals nach hinten zu schauen". Dann lotst er mich auf ein Fahrverbot schon fast am Ende der 30er Zone, welches sich gleich nach einem Rechtsvortritt befindet. Dort sind ein Auto und ein Velofahrer von Rechts gekommen und da ich mich zu arg auf die konzentriert habe, übersehe ich das Verbot. Naja und dann ging es Richtung Autobahn Bern Basel, Ausfahrt Wettingen Ost zurück.

Am Verkehrsamt muss man an diesen blöden (sorry, kann man nicht anders sagen) schmalen Parkplätzen zwischen den Bäumen vorwärts einparken. Sein Fazit am Ende "im Ganzen war es nicht schlecht, aber mit einem übersehenen Fahrverbot gibt es keine bestandene Prüfung". Weitere Kritikpunkte: wie gesagt, beim Parkieren mehrmals nach hinten schauen, vor einem Kreisel nur einmal nach links geschaut (genügt nicht) und auf der Autobahn 120 fahren, wenn es zulässig ist und nicht 110.

Nun bin ich schon down und traurig, dazu noch zusätzlich verunsichert. Das war ganz klar mein Fehler, aber insgesamt fahre ich nicht so schlecht, denke ich. Der gesamte praktische Lernprozess bereitete mir viel Aufwand und dann am Ende so ein Ergebnis :(. Mein Fahrlehrer hat mich versucht noch aufzumuntern, wie er konnte: "ich soll dran bleiben und nicht aufgeben etc"...Naja....

Zum Experten: an seiner Fairness war es nicht viel zu beanstanden. Der einzige Punkt: muss das gesamte Auftreten so grimmig sein und kann man nicht ein wenig freundlicher wirken? Denn der härteste Job der Welt ist das nun wirklich nicht.